27.9.2024 19:30 Uhr Matthias Glaubrecht: Das Ende der Evolution in einer vernetzten Welt

Kaum ein anderer kann so kompetent die Zusammenhänge und die Vernetzung des Lebens und seiner Arten auf dem Planeten Erde darstellen wie Prof. Dr. Matthias Glaubrecht, der Evolutionsbiologe, Biosystematiker und Wissenschaftshistoriker aus Hamburg. In seinem Bestseller "Das Ende der Evolution - Der Mensch und das stille Sterben der Arten" beschreibt er die dramatische Situation, in die erstmals eine einzige Spezies und ihre Lebensweise das Leben auf der Erde gebracht hat. Das sechste Massensterben von Lebensarten hat damit eine unvergleichliche Dimension. Auf dem Kirchentag Mensch-Tier-Schöpfung hält Matthias Glaubrecht den Hauptvortrag zum Auftakt am Freitagabend.

Sein Vortrag wird umrahmt von Musik durch Emaline Delapaix, australische Singer-Songwriterin.

Der Klimawandel ist ein Nebenschauplatz angesichts der apokalyptischen Reiter, die über die Erde ziehen: Bevölkerungsexplosion, Ressourcenverknappung und Umweltzer­störung. Vor allem die Landnutzungs­änderungen durch Landwirtschaft, insbesondere der Verlust tropischer Regenwälder, aber auch die Über­fischung in den Meeren, führen zur „Defaunation“ – zur Entleerung der Tierwelt im Anthropozän, der proklamierten neuen Ära der Menschenzeit. Mit dem größten Arten­schwund seit dem Aussterben der Dinosaurier steht eine weltweite biologische Tragödie nie gekannten Ausmaßes bevor. Denn der Mensch ist längst zum größten Raubtier, zum stärksten Treiber geologischer und ökologischer Prozesse und damit zum entscheidenden Evolutions­faktor der Erde geworden. Mit seiner exponentiell ansteigen­den Bevölkerung von inzwischen über acht Milliarden und prognostiziert bis zu mehr als zehn Milliarden Menschen gegen Ende dieses Jahrhunderts sowie dem dadurch bedingten enormen Ressourcen­verbrauch manövriert er sich und andere Lebensformen in eine düstere Zukunft. Doch es gibt Auswege aus der Artenkrise.

Zum Referenten:

Prof. Dr. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Biosystematiker und Wissen­schaftshistoriker. Er ist Professor für Biodiversität der Tiere an der Universität Hamburg, wo er von 2014 bis 2021 Gründungs­direktor des Centrums für Naturkunde (CeNak) war. Seit Juli 2021 ist das CeNak mit dem Zoologischen Forschungsmuseum in Bonn zum neugegründeten Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) fusioniert, an dem Glaubrecht als wissenschaftlicher Leiter des Projekts Evolutioneum für den Wiederaufbau eines Naturkundemuseums in Hamburg verantwortlich ist. Glaubrecht war zuvor Kurator am Museum für Naturkunde in Berlin, wo er zudem von 2006 bis 2009 als dessen Leiter die Forschungsabteilung aufbaute und maßgeblich an der Neukonzeption von Dauer- und Sonderausstellungen mitwirkte.

Er ist Autor von mehr als 250 fachwissenschaftlichen Publikationen, Herausgeber wissenschaftlicher Journale und war von 2008 bis 2015 Fachgutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Überdies schreibt er regel­mäßig für Zeitungen und Zeitschriften und hat mehrere Bücher veröffentlicht, darunter den Spiegel-Bestseller „Das Ende der Evolution. Der Mensch und die Vernichtung der Arten“ (2019/2021; als illustriertes und aktualisiertes Taschenbuch 2023 bei Penguin/Radom House). Im November 2022 erschien von ihm „Die Rache des Pangolin. Wild gewordene Pandemien und der Schutz der Artenvielfalt“ (Ullstein, Berlin) und im Mai 2023 „Dichter, Naturkundler, Welterforscher: Adelbert von Chamisso und die Suche nach der Nordostpassage“ (Galiani, Berlin) sowie Chamissos „Tagebücher der Weltreise, 1815–1818“ (Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen). 2023 wurde Glaubrecht der renommierte Sigmund Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt verliehen.



Freitag, 27.09.2024 - 19:30 Uhr

PAULUSKIRCHE - Schützenstr. 35 - 44147 Dortmund

Eintritt frei - Wir bitten um eine Eintrittsspende

202409271930